Frederique Taiqulin

Frederique Taiqulin, 2005

Der Schweinchenzyklus

Im Rahmen der Mails mit Sysiphus - im Original mir den entstanden Fehlern und in Kleinschreibung ohne Umlaute - der Schweinchenzyklus entstand in täglicher schnell geschriebener Mail, manchmal humpelt das Versmaß, doch die Liebenswertheit dieser Gedichte liegt in deren spontanen Erstellung. Zitate erlaube ich nur mit den orginalen Fehlern ;-).

03.03.1998 (das erste Schwein)


bei bingen stand ein kleines schwein,
wollt' uebern rhein nach ruedesheim-
doch eine bruecke gab es keine
und wenn waer sie gesperrt fuer schweine!


das schweinchen also fasst sich mut
und in den fluss es springen tut
und paddelt nun mit seichten schlaegen
dem schoenen ruedesheim entgegen.


ein fischer siehts in seinem boot
und wird von bleich grad wieder rot -
'schau her ein dickes fettes schwein,
das waer zum abendessen fein'


so rudert er beherzt heran
und zieht das vieh auf seinen kahn.
das schwein weiss nicht was ihm geschieht,
bis es das trockne boetchen sieht.


der fischer sagt 'hurra ein schwein,
das braet mein frauchen mir recht fein!'
das schwein erwiedert: 'bist du blind ?
ich bin kein schwein, ich bin ein rind?'


der fischer sagt: 'ich kanns nicht glauben -
willst du den verstand mir rauben?'
'versuch es wohl, so soll es sein,
ziehst dir den rinderwahnsinn rein!'


das schwein es schaukelt wie verrueck,
bis der mann ins wasser kippt
das schwein verschwindet mit dem boot -
und laesst dem fischer seine not.


und die moral von der geschicht'
nette schweine gibt es nicht -
und die moral von der geschichte
glaub blos nicht, was ich hier berichte.


03.03.1998


es war ein rosa grunzeschwein (03.03.1998)
verliebt in eine heringsdame -
sie war so hold und doch so klein
doch momentan fehlt mir ihr name.


das schwein taucht seine schnautze ein
in den tiefen weiten fluss,
da biss die heringsdame rein,
weil man dem liebsten gibt' nen kuss.


das schwein, das hat das missverstanden
und frass den hering hastig auf -
der hunger siegt ueber liebesbanden,
wenn du gibst zu frueh nur auf.


und die moral von der geschicht
trau verliebten schweinen nicht.
doch dem hering kannst du traun,
dann hast du erfolg bei frau'n.


05.03.1998


ein schweinchen in der sonne sass
als wohl ein fuchs den platz betritt -
das schwein sagt - 'komm erzaehl mir was'
'ich weiss doch nix nur krusch und shit!'


'dann erzaehl mir was vom pferd,
das wird wohl wert mir etwas sein'
'na gut, so sei es: als ein pferd'
'sass auf der wiese trafs ein schwein,
das hatt ne kriese denn es konnte
nichts mehr essen, da es sonnte
unang'messen. daher war dem
schweine schlecht, ganz unang'nehm,
doch gschiehts ihm recht.'


'stop schreit das schweinchen -
du machst reimchen,
die im reim ein reimchen tragen -
warum, das mag ich dich fragen?'


'damit du nicht mehr verstehst,
dass nichts ums pferd es mir hier geht!'
dacht der fuchs und sagte schlau:
'das weisst du doch ganz genau!'


rechnend mit des schweinchens nase,
die zu hoch ragt aus dem grase.
'...h?, klar weiss ich es, bin klug!'
dabei es rotes naeschen trug.


'weil ich dich jetzt fressen mag'
legt der fuchs jetzt an den tag,
doch das schweinchen will noch leben,
faengt an dem walde zuzustreben.


ploetzlich merkt es was der fuchs
gemeint, es wurde lahm,
da frass der flinke fuchs nun flux,
das schwein ganz ungezahm.


das schwein zu lange hatt' gesonnt,
nicht wusst, was es vertragen konnt.
der fuchs es steiff gefesselt hielt
mit der gechichte, ganz gezielt.


so gibt es immer den der schauer,
der alles weiss viel, viel genauer.
doch traue auch nicht diesem tier,
es ist eine schwein, ich sag es dir!


10.03.1998 (politisch und subjektiv!)


in ruedesheim sprach die mama:
'hi schweinchen, bist ja wieder da!'
'das merk ich auch, lieb' gute mutter,
so sage mir jetzt, wann gibts futter?'


'zuerst erzaehl mir von der welt
von deinem trip durch unser land
und sag mir wie sie dir gefaellt
und wohin du dich gewandt!'


'ich bin den rhein hinaufgelaufen
und war in karlsruh' einen saufen,
dann hoert ich von 'nem schoenen ort,
der waere gar nicht so weit fort.


hinab den rhein ich wieder lief,
bis ich fand das schlaraffenland
wo schwein auf schwein am strande lief:
bonn war diese stadt genannt!


dort gab es viele bunte schweine,
gelbe, gruene, grosse kleine,
doch edelst und ganz frisch und reine
waren wohl die schwarzen schweine.


gefuehrt von einem erber-boss,
der kohl genannt, lebt dieser tross
der schweine dort in brauss und sauss
in einem grossen runden haus.


ein sparschwein hat es auch gegeben,
war hohl und reichlich schwer und gross.
das gold, das war sein ganzes streben,
man nannte es den waigel-kloss.


die roten schweine war'n dagegen,
dass schwarze hatten bessres leben,
doch konnten sie soviel nicht machen,
die schwarzen hatten stets das lachen.


kommst du als rosa schwein daher,
versucht dich jeder umzufaerben,
ich war erst gelb dann gruen, dann rot
und als ich schwarz wurd wollt ich sterben.


so sprang ich wieder in den rhein
und wusch mein leder rosa rein
macht mich auf den wege heim
denn ich bin ein neutrales schwein.


in bonn da gibts die groessten schweine,
bunt sind sie, doch alle gleich
sie fuehren dich nur an der leine
spazieren und kochen dich weich.'


19.03.1998


ein schweinchen, nennen wir es klaus,
das ging mal zu dem tierarzt hin.
der schickte es ins irrenhaus
jetzt ist's aus!


da sprach der schweinepsychologe:

doch hab ich eine neue droge:
heringsroge!


das schweinchen frass, was es bekam
und schmecken, tat das zeug ja auch:
hering in viel sauerrahm,
das macht lahm.


so nahm es zu und wurde fett,
da kam statt arzt ein metzger an,
der schlachtet's schwein, so gar nicht nett
auf'm brett.



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20.03.1998


ein schweinchen traeumt von seiner maid
und wollte feiern hohe zeit
dazu es wollt 'nen anzug kaufen
so ist's zur stadt hinein gelaufen.


der schneider holt den besten stoff,
den er im laden hat: dass dir der stoff genehm
und ausserdem ist dir bequem!>


ganz stolz kommts schweinchen wieder mal
heim zum laendlich schweinestall,
dort zeigt es dann den lachend schweinen,
den anzug, den besonders feinen.


da spring die lachend grosse meute
auf vor lauter grosser freude,
weil sie noch nie gesehen hat,
einen anzug solcher statt.


nicht bedacht haben die schweine
jedoch die suhle, wie ich meine,
denn spritzte und verteilt' die sich
wohl auf dem anzug widerlich!


es spritzt und ptatschte ohne ende,
die anzugskruste wuchs behende,
biss der braeutigam war schmutzig
ohne ende, war das wutzig! (wutz: moselfraenkisch, bezeichner fuer ein schwein)


nun hatte unser armes tier
'nen dreck'gen anzug sag ich dir!
nun sitz ich und ich traurig weine,
was sind das nur fuer garstig schweine!


der braeutigam hatt's nicht gemerkt,
dass sein anzug ward verstaerkt
durch der suhles trocknend' kruste
ob's wohl ein anders schweinchen wusste?


so fand die hochzeit trotzdem statt,
der braut kleid war genauso matt
sie feierten in samt und suhle
in des stalles suhlekuhle.


15.04.1998


ein rosa schwein kam uebern gang
und traellernd es ein liedchen sang!
der gruene frosch sagt:"kannst nicht singen!
ich muss schon mit dem magen ringen,
ihn wieder einmal leer mir wringen!


"ach rede nicht", sagte das schwein,
"ich singe gut und furchtbar fein!"
"da schalt ich den rekorder ein!"
sagt unser frosch zum rosaschwein
und denkt: "du gehst mir auf den leim!"


und als das schwein die aufnahm' hoert,
da wird ihm schlecht und ganz verstoert
schreit es laut: "das bin ich nicht"
und schlaegt dem frosch, dem armen wicht,
in sein gruenes froschgesicht!


und die moral von diesem reime:
geh dem frosch nicht auf den leime!
denn nutzt er alte baender nur,
nimmt auf dich wider die natur -
das ist der schweinchenwahnsinn pur!


15.04.1998


ein schweinchen wohl motorrad fuhr,
doch seine mutter war ganz stur:
"du traegst beim fahren einen helm!"
"na gut mama, bin ja kein schelm!"


doch als das schwein vorm stall dann war,
war ab der helm, der schelm war da!
es fuhr wie wild den acker lang
und dabei es ein liedchen sang.


da kam von fern ein schlepper an
und zackerte, was er nur kann
der bauer sah das schweinchen nicht -
es wurd gegrillt zur mittagsschicht.


komm unters rad nie ohne helm,
sonst tut es weh! sei nie ein schelm,
sonst dich der bauer wohl wird grillen
und mit dir seinen hunger stillen!

16.04.1998


ein schweinchen hatte weh im bauch
und kopfesschmerzen hatt' es auch!
da musst es sich zusammenraufen
und ist zum doktor hingelaufen.


der sagte: "bist ein armes schwein:
rettung gibt es leider kein'!"
"dann les ich halt hyperion,
solange bis der tod mir komm!"


es las und las, gesundete,
weil immer besser mundete
ihm schwer' lektuer' hyperion,
welches es sich auserkorn!


und baldigst war es ganz gesund
und tat das auch dem doktor kund:
"hyperion ist medizin,
fuer die, die sehen wollen sinn."


seitdem verschreibt ein arzt der tiere
hyperion gleich seitenweise!
"lies taeglich seiten drei bis viere,
so hilft es dir auf seine weise!"

21.04.1998


ein schweinchen wollt nicht laenger leben
und sich zur letzten ruh' begeben.
schnell sollt es sein
und oh'n nerv und pein.


da sprach der schweinchengrosspapa
ich tat das schon zum dritten mal
es ist sehr schoen, gar keine qual!>


das schweinchen geht halt in die stadt,
weil es da 'nen bahnhof hat,
es wartet auf den ICE
und singt:


der zug faehrt ein,
davor das schwein:
grunzt kurz und springt
(es nicht mehr singt!).


im restaurant, im ICE
da gibts nun schweinchen, jemineh!
zuerst wirds schweinchen ueberfahr'n,
nun ists auch noch als braten dran!


so ist das schweinchenleben eben,
es kann nur einen herren geben!
der mensch frisst einfach, was er kriegt,
auch wenn es unterm zuge liegt!


22.04.1998


es kommt halt vor, dass schweinchen sterben,
und andre schweinchen alles erben!
den stall, die scheune, all das futter
und weinen tut nicht nur die mutter.


doch kann die mutter wieder lachen,
weil sie fand in schweinchens sachen
einen wiederlebenstrunk,
der allerdings gnadenlos stunk!


sie las auf einem etikett:
wieder leben er dir gibt,
wenn zum schnitzel du gerippt>


,
fragt sie sich und denkt daran,
was unser schweinchen hat erlebt
und dabei ihr herzchen bebt.


klirr macht es, die flasch' zerbricht
und ein geist ihr still entwich!
spricht zur mutter quiiiik, grunz, quiiik,
er eilends in den keller stieg.


die mutter fogt, der geist wird sichtbar
er sagt:
eins zwei drei und schweinerei
haut er die kellertuer entzwei!


der geist zerschlaegt den schweinestall
ja er macht auf jeden fall
alles kurz und klein:
der geist ist halt ein schwein!


dort aus den resten einer mauer
ersteigt ein schweinchen, klein doch schlauer,
da es dem tod ein schnitzel spielte,
das am hinterteil ihm fehlte!


das schweinchen ist nun wieder da,
es lebe hoch und heureka!
es gibt nun wieder viel zu schreiben,
soll es noch lange leben bleiben!


27.04.1998


das neugeborne schweinchen wollt,
weil es sich ja ernaehren sollt,
sich suchen was nahrhaft's zu essen -
es wollte finden gutes fressen!


da sah's auf einer schoenen wiese
(ich kriege jetzt schon eine kriese)
fuenf kuehe und 'nen grossen stier
(der war gewaltig, sag ich dir).


die frassen gras, dort gruen und saftig
und unser schweinchen wollt wahrhaftig
den kuehen dieses machen nach
, es sprach.


es biss nun herzhaft tief hinein -
doch schmeckt halt gras nicht jedem schwein!
das spie es alles wieder aus
voll auf den kopf des stier's oh graus!


der stir wurd wild und widerlich,
das schweinchen flog und drehte sich
und hat nun lauter blaue flecken
und einen grossen tiefen schrecken!


und die moral ist leicht erzaehlt,
wenn einer einen stier gequaelt,
dann ist er wohl nicht mehr zu retten
fliegt stracks durch luefte in die kletten!


28.04.1998


das schweinchen liegt im krankenhaus,
nachdem vom pferde es erschreckt!
auf seiner nase sitzt 'ne laus,
die hat 'nen blutfleck aufgeleckt.


die laus, die kitzelt an der nase,
und ausserdem drueckt ihm die blase,
das schweinchen fuehlt sich gar nicht wohl
und greift zum reinen alkohol!


das haett es besser nicht getan,
denn allhol ist kein lebertran,
der wirkt auf schweinchen schnell und witzig:
das schweinchen fuehlt sich nicht mehr spritzig.


es torkelt hin, es torkelt her
und spuert auch diese laus nicht mehr.
da faellt das schwein zum fenster raus,
vom dritten stock auf eine maus!


in einem dunklen stillen zimmer,
da liegt das schweinchen nun ganz leise!
und nebenan, man hoert es immer
summt ein maeuschen eine weise.


28.04.1998


das schweinchen kam nach haus zurueck,
es fehlte nur vom schwanz ein stueck!
ansonsten war das schweinchen ganz:
ein hoch dem guten doktor franz!


frisch auf geht es die welt entdecken
und einen bienenbau erschrecken.
quiik macht es in das kleine loch,
das lockend suess nach honig roch!


die zunge steckt es tief hinein
und flux, wie kann es anders sein
steckt ein stachel tief darin
(nur gut, dass ich das da nicht bin!).


quiiiiiiiiiik schallt es durch das ganze tal,
als waer ein schwein am marterpfahl.
und trotz der gier nach suessem honig
weicht es zurueck, fuehlt sich nicht wonnig!


die rach' ist mein, wie wunderbar>
es zuendete ein feuer an,
weil ein schwein das ganz gut kann.


es warf die fackel auf den bau
der bienen, wusste ganz genau,
dass alles wachs nun schmelzem muss -
fuehlt sich im recht nun ganz am schluss!


da schickt die bienenkoenigin,
der feuer ist nicht sehr im sinn,
ihr ganzes grosses voelkchen aus:
schwein liegt wieder im krankenhaus!


28.04.1998
und wiederum nach suessem trachtend,
diesmal war's 'ne kleine sau,
fiel's schweinchen wohl vor liebe schmachtend
in einen marderbau!
der marder sagt: es ist schon spaet am heutgen tage,
komm morgen mittag um halb vier,
dann bin zu helfen ich in lage!>


das schweinchen kam am naechsten tag
zum marderbau, der marder fragt:
ich helfe dir, ein marder nagt!>


und mir jetzt ganz und gar nichts glueckt!
ach bitte hilf mir lieber herr
sonst ich den ganzen tag nur plaerr!>


der marder biss dem schwein ins bein:

quiiiik macht das schweinchen laut und klar,
der marder taub und stumm nun war!


was das soll, wirst du nun fragen!
frage nur, ich weiss es nicht!
marder sind halt arge plagen
und helfen kleinen schweinchen nicht!


29.04.1998


ein schweinchen wollt in urlaub fahren,
wollt weit weg in die sonne ziehn,
doch dazu musst es erst mal sparen,
weil flieger eben teuer sind.


es bracht erspartes auf die bank,
das traf sich gut, denn die war blank!
zahlt alles auf ein konto ein
doch der banker war ein schwein!


er nahm sich alles als gehalt
und schweinchen schaut ganz trostlos drein!
doch so sind bank und banker halt -
geh nimmermehr in eine rein!


das schweinchen sitzt am baggersee
und schaut sich traurig's wasser an.
es knabbert dabei sauerklee
und weint, weil es nicht schwimmen kann.


05.05.1998


das schweinchen bucht sich einen flug,
doch wittert es alsbald betrug,
als ein mann mit weissem kittel
laedt in das fluzgzeug manches mittel!


doch wars ein arzt und gar kein koch,
weshalb es sich umsonst verkroch!
das flugzeug ist jetzt weggeflogen
und schweinchen ist nicht abgehoben.


vielleicht verstehen sie mich da!>
bucht um den flug ins kongoland
in afrika, am westlich rand.


beim fliegen gabs ein mittagessen,
doch hat's das schweinchen nicht gegessen!
's war schweinebraet mit griebenschmalz
(in dem gefehlt hat etwas salz).


nun ist es endlich eingetroffen,
will auf 'nen schoenen urlaub hoffen!
da kommt ein schwarzer mann daher,
der hat in einer hand 'nen speer!


doch wollte der ihm gar nichts tun -
's war ein tourist aus kamerun!
aus kamerun wohl ist>


hab kurze beine,
und fluegel keine,
weisst was ich meine?>


der kameruner kannt 'nen schwaben,
der stellt immer solche fragen:
ihh kohh doch gar nix her dafuer!>


sie gingen dann ein bierchen trinken
und schoenen fraeuleins zu sie winken.
und schlafen an der bierbar ein,
ein kameruner und ein schwein.


nicht jeder, der ein speerchen traegt,
ist wohl ein schuft noch ungepflegt!
wohl mancher will nur sich beschuetzen,
vor der jagt mit kugelblitzen.


07.05.1998


der bundesbahndrachen


mit der bahn wollts schweinchen fahren
und dabei noch ein paar mark sparen!
so loest es sich am automate
eine gelbe tageskarte.


die tageskarte fuer fuenf leute,
und einen hund gilt (ganze meute).
doch war das schweinchen nur zu zweit
mit einem frosch und wollt nicht weit.


so stiegen beide in den zug
und kamen an - es war doch klug,
die tageskarte gleich zu loesen,
dann kann man rueckwaerts auch noch duesen.


schwein und frosch vergnuegten sich
an einem kleinen hoelz'nern tisch
bei trank und speise, philosophen,
schnell hat die uhr die neun getroffen.


nun gehts zurueck, auch mit dem zug
doch sagt die schaffnerin: die schnoede karte gilt hier nicht
braucht eine neue>, sie nun spricht.


, sagt bald der frosch
doch haut die frau ihm auf die gosch
es kostet nur neuzehnmarkdreissig!>


sonst braeucht ihr lang, auch wenn ihr rennt!
ich nehme euch jetzt noch schnell aus,
dann duerft ihr auch ganz brav nachhaus.>


und widerwillig zahlen sie,
dem drachen, der das feuer spie,
denn drachen sind die groessten schweine –
ich glaub du weisst schon, was ich meine.


12.05.1998


mittagssonne wallt das kuehle blut,
bis es kochend in dir schreit,
bis die rote heisse glut
dir in den kopf und magen steigt.


so liegt auch unser schweinchen da
in der heissen sommersglut
und fuehlt sich muede, das ist wahr
und deshalb nichts es machen tut.


schlafend in der prallen sonne
wird unser schweinchen langsam rot,
dann braun geroestet - welche wonne,
wenns nicht waer dem schweinchen not.


da kommt ein kleiner wandersmann
und schaut den schweinebraten an.
schneidet ab ein knusprig stueck -
.


und die moral von diesem reim:
schmier dich mit sonnencreme ein,
wenn du es schon kannst nicht lassen
deine zeit so zu verprassen.


26.05.1998


ein schweinchen wollte reime machen,
und versucht es mit will -
doch furchtbar war es, nicht zum lache
es wollt sich reimen nur noch still!


das reimt sich nur auf stille still>
ist lieber wieder einmal still>


und bleibe nur noch leise, still -
und solltes wieder nicht mehr wolle,
dann hat es halt nicht seien sollen!


wollen, das ist besser, wollen,
gleich haett ich konjungieren sollen,
dann waere auch ein seichtes rollen
mir duch den kopf, den gar so vollen!


und jetzt will ich auch nicht mehr schmollen,
denn reime hab ich jetzt, die tollen
werde jetzt nach weitren pollen,
ja wollen, haett ich nehmen sollen!>


und die moral ist gar zu leicht
wenn es nicht will, wird es bald wollen
jetzt schreib' ich nicht mehr all zu seicht,
werd schoepfen aus des reimes vollen.


20.01.1999


es war einmal ein kleines ferkel,
das sah im fernseh'n die frau merkel
und leise grunzt es vor sich hin:


im magen fuehlt sich furchtbar klaeglich,
wenn jedes suhlen wird zur qual
und zittern tut man trotz dem schahl?>


fuer schweine kann es das nicht geben,
da schweine keine liebe kennen
koennen im dreck sie nurmehr leben!>


, denkt das kleine schwein
und macht sich auf nach bonn am rhein
um dort zu finden was es sucht
die zeit war's der berliner flucht.


ein garstig weib es dort begruesste,
und sagte, dass es glauben muesse,
dass sie die einzig frau hier sei
und ausserdem waers einerlei!


doch ich gerne dein liebchen bin>
sie frass es auf mit haut und haxen:
die bonner machen keine faxen!


drum lebe ich als schwein allein,
weil ich will nicht gefressen sein.
ich bade taeglich suhle mich
und freu' mich wenn's vergnueget dich.


04.02.1999


bemerkt sei hier, das schweinchen wollte
so klein und fett sein, wie es sollte,
denn war, das war fatal,
klein-fett das schoenheitsideal.


es frass und frass, bewegt sich wenig,
doch nichts tat sich wie grauenhaft!
statur blieb da, es war unseelig,
fuehlte sich matt und dumm und schwach.


da kam ein laster einestags,
verlud die kleinen fetten schweine.
nur eines nicht: woran's wohl lag
es blieb im folgenden alleine.


und da nun keiner mehr war da,
beschloss es schoen und wunderbar,
dass es so bliebe, wie es war,
damit nie jemand kocht es gar.


und einestags ein kleines kind,
fand dieses schwein, beschloss zu reiten
das schwein liess zu und trabte g'schwind
weg mit dem kinde - gar kein streiten.


sie trafen sich nun jeden tag
bald schweinche, wie ein pferd so schnell
und kindchen, schweinchen doch so mag
hat sich gelohnet oder - gell!


das schweinchen hat nun einen freund
und alles sie zusammen machen
und manchmal dieses schweinchen traeumt,
wie's damals war, wenn alle lachen.


halb traurig, weil kein schwein mehr da,
doch gluecklich, weil es lebend war
und weil ein freund ward ihm beschehrt,
der wirklich war der freundschaft wert.