Frederique Taiqulin

Frederique Taiqulin, 2005

Über mich

Ein mächtiger Adler fliegt am Rande des Berges entlang, über der Baumgrenze und schaut hinab über die Wipfel auf das Meer, das sich seinen Weg gegraben hat in den Berg hinein. Er steigt über den Grat, erreicht die andere Seite, wo sich bewaldet ein Tal auftut. Ein weites Tal, grünend mit nur einer Lichtung eher am Rande, die mit Wasser gefüllt einen Bergsee bildet. Fische springen im kühlen Wasser des Sees und ein grauhaariger Magier steht mit einem langen Stab vor seiner Hütte, die Welt betrachend durch die Augen des Adlers, die eines Fisches und seine eigenen. Weit weg von allen Menschen, doch ihnen nah, denn diese Landschaft ist das Wesen eines Menschen, des Menschen, der den Zauberer Taiqulin in sich trägt.


Als er zwölf war erfand er seinen Zauberer und den Namen. Der Zauberer lehrte ihn fliegen, seine Phantasien in die Wirklichkeit zu projizieren, flog mit ihm überall hin und lehrte ihn Leiden und Freude, Liebe und Haß, Gefühle und Denken, Menschlichkeit und Menschlichkeiten. Irgendwann verschmolzen beide, bildeten einen neuen Menschen, der versuchte sein Inneres zu verstehen und seine Gedanken in Worte zu fassen. In Gedichte, Geschichten, Gedanken.


Warum bleibt er im Dunkeln, der Mensch und läßt nur den Zauberer sprechen? Steht er nicht zu seinen Äußerungen? Will er sich verstecken? Nein, nur trennen möchte er, muß er, sein Leben, das in sehr geordneten Bahnen erfolgt von der chaotischen Struktur seiner Gedanken. Benötigt in der Ordnung die Offenheit der Menschen, ohne Einfluß - egal ob positiver oder negativer Natur - um ohne Last zu handeln.